Ich kam nach Bad Cannstatt spät, als der Wind vom Fluss die Lichter einsammelte und die Stimmen der Menschen zu etwas Kleinerem machte, das sich nicht mehr wehrte. Im Park beim Kursaal standen die Bäume in einer Ordnung, die ich beneiden musste: Sie wissen nichts von Schlüsseln, von Not und von der Geduld, die man vor Türen lernt.

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Im dritten Stock wartete eine Frau, schmal, erschöpft, mit dem Gesicht eines Menschen, der zu lange an das Richtige geglaubt hat. „Der Schlüssel ist abgebrochen“, sagte sie, und es war, als spräche sie nicht von Metall, sondern von einer Hoffnung. Ich erklärte ihr ruhig, wie man einen Abend wieder gerade stellt: 99 € für die schadensfreie Türöffnung, Anfahrt inbegriffen; doch hier war der Riegel gelegt, also 149 € inklusive Anfahrt, Material extra—Bohren, Fräsen, Kernziehen. Sie nickte hastig, als zahlte sie nicht Geld, sondern Schuld ab.

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Das Schloss schwieg zuerst, wie einer, der seine Verfehlung nicht zugeben will. Ich setzte den Körner an, fand den Punkt, der alles entschied. Der Bohrer sprach die nüchternen Sätze, die die Wahrheit immer spricht: kurz, kalt, endgültig. Messingstaub lag auf der Schwelle wie ein kleiner Winter. Die Schraube griff, der Kern kam, widerstrebend; ein sanfter Dreh an der Nocke, und der Riegel zog sich zurück wie ein Geständnis, das endlich müde war.

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Ich setzte einen neuen Zylinder, bündig, bescheiden, ohne Triumph. Zweimal auf, zweimal zu—die Welt gehorchte wieder. In der Küche stand eine Tasse, leer, aber bereit; es gibt Dinge, die verzeihen schneller als wir. Ich schrieb die Quittung auf dem Garderobenschrank: Sieben Schwaben Schlüsseldienst, 149 €, Material vermerkt, Uhrzeit, Unterschrift. Ihre Hände zitterten, nicht vor mir, sondern vor dem Teil des Lebens, der wieder begonnen hatte.

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Unten, auf dem Weg zum Wagen, dachte ich an die Wilhelma, die hinter den Bäumen schlief: ein Reich von Kreaturen, die nichts von uns verlangen. Vielleicht ist jede Tür, wenn sie aufschwingt, ein kurzer Frieden zwischen zwei Tagen. Bad Cannstatt blieb still, und ich verstand, dass Stille manchmal das einzig Gerechte ist.