Kurz nach zwei. Stuttgart-Nord summte wie ein schlecht isolierter Trafo. Der Killesbergturm blinzelte rot im Dunst, ein Insekt mit Höhenangst. Nordische Luft, bitter wie alter Kaffee. Ich rollte an, Motor heiß, Hände ruhig. „Sieben Schwaben Schlüsseldienst“, sagte ich, mehr Warnung als Gruß.

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Der Call: Atelier im Hinterhof, Altbau. Tür abgeschlossen, Schlüssel irgendwo im Nirgendwo, Deadline im Nacken. Kein Platz für Romantik. Ich legte den Deal auf den Beton: „Wenn sie ohne Spuren aufgeht: 99 € inkl. Anfahrt, schadensfrei. Wenn sie Zähne zeigt—Bohren/Fräsen/Kernziehen—149 € inkl. Anfahrt, Material extra. Einverstanden?“ Er nickte. Der Blick eines Mannes, der weiß, wie teuer Minuten sind.

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Tür check. Eurozylinder, Standard, kein Schutzbeschlag, Riegel vor. Ich ließ die schweren Sachen in der Tasche. Heute Jazz statt Metal. Schlagschlüssel. Ein Rohling, gefräst wie ein schlechter Witz. Top-of-Keyway-Spannung, flacher Winkel, kurzer, sauberer Takt. Kein Hämmern. Nur Rhythmus. Die Stifte standen nacheinander stramm, als würde jemand Namen aufrufen. Der Kern zögerte, dann weniger, dann gar nicht. Vierteldrehung. Riegel zurück. Tür auf. Null Kratzer. Null Pathos. Nur Sauerstoff.

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Drinnen Neon, Leinwände, Kabel, der Morgen auf Paletten. Der Typ atmete, als käme er aus Wasser. Ich ließ den Zylinder drin—gangbar, kein Tausch heute—und fuhr die Schließung zweimal: auf, zu, auf. Sauber. Ende des Alarms.

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„Papier.“ Ich zog den Block, schrieb langsam, damit die Wahrheit lesbar bleibt: Sieben Schwaben Schlüsseldienst, 99 €, Uhrzeit, Adresse, „schadensfrei geöffnet“. „Karte?“ Klar. Das kleine Lesegerät nickte mit einem kurzen Pieps. Tap. Bestätigt. Beleg raus. Ordnung im Thermodruck.

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Draußen glitt ein Leichenwagen am Pragfriedhof vorbei, Scheinwerfer wie kalte Gebete. Die Stadt sah weg, wie sie’s immer tut, wenn etwas richtig läuft. Ich warf die Tools in den Wagen, drehte den Schlüssel. Keine Hymne. Kein Applaus. Nur Metall, das spurt, und eine Tür weniger, die lügt.